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Pinot noir – Diva der Rebsorten

Unter Experten gehört der Pinot noir (oder Blauburgunder in der Deutschschweiz) zu einer der vollkommensten Traubensorten für die Weinproduktion – in der Populärkultur auch dank des Films «Sideways» bekannt geworden. Dieser hat übrigens die Nachfrage für Pinot noir in den USA nachhaltig beeinflusst – man spricht in diesem Zusammenhang auch vom «Sideways Effect ».

In Europa, allen voran in der Schweiz und in Frankreich, bedurfte es allerdings keines Films mehr, um auf die Vorzüge des Pinot noir aufmerksam zu machen. In Frankreich zum Beispiel hat sich die Anbaufläche in den letzten Jahren fast verdreifacht, was allerdings auch auf die Produktionssteigerungen in der Champagne zurückzuführen ist. In der Schweiz ist Pinot noir mit Abstand die am meisten angebaute rote Rebsorte und machte 2014 rund 50 Prozent aller roten Rebsorten des Landes aus.

Das Erbe des Pinot noir

Pinot noir, oder korrekter die Pinot-Traube, ist eine der ältesten kultivierten Weintrauben der Welt. Man geht davon aus, dass die Sorte bereits vor knapp 2’000 Jahren domestiziert wurde. Dementsprechend hat sich die Traube auch durch natürliche Mutationen verändert und unzählige Klone (man spricht von mehr als 1’000 registrierten) sowie durch natürliche oder künstliche Kreuzungen zahlreiche andere Traubensorten (zum Beispiel Chardonnay, Chenin blanc, Sauvignon blanc, Sylvaner, Diolinoir, Pinotage u. v. m.) hervorgebracht.

Interessant ist dabei auch, dass von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet die Sorten der «Pinot-Familie», also Pinot noir, Pinot blanc, Pinot gris, Pinot Meunier etc., genetisch keine eigenen Sorten sind, sondern lediglich Klone des Pinot. Da diese Klone aber sehr deutlich unterschiedliche Farb- und oder Geschmackscharakteristika aufweisen, werden sie im Weingeschäft der Einfachheit halber als eigenständige Sorten behandelt.

Agronomie

Aber zurück zur bekannten roten Version der Pinot-Traube. In der Schweiz ist die Anbaufläche in den letzten zehn Jahren um etwa 6 Prozent zurückgegangen. Der Hauptgrund dafür ist, dass Pinot noir eine sehr anspruchsvolle Rebsorte für den Anbau ist. Wie Diven, welche sprichwörtlich dünnhäutig sind, ist dies bei Pinot noir eine physische Eigenschaft. Aus diesem Grund ist die Traube sehr anfällig für Fäule und Pilzkrankheiten und das Risiko einer verminderten oder qualitativ beeinträchtigten Ernte umso grösser für den Winzer. Auch ist sie wählerisch, was das Klima angeht, denn es darf weder zu kühl sein (was die Tannine nicht richtig reifen lässt), aber auch nicht zu warm, weil sie dann zu schnell reifen würde und die Trauben von der Sonne «verbrannt» werden würden.

Warum tun sich die Winzer denn dies an?

Antwort: Qualität. Auch hier lässt sich der Vergleich mit einer Diva herbeiziehen: Sie sind vielleicht schwierig im Umgang, dafür aber unbestritten in Qualität und sie lassen niemanden kalt. Pinot noir bringt Rotweine hervor, welche zu den meistgesuchten und teuersten der Welt (oder der Schweiz) gehören. Und entweder mag man Pinot noir oder man geht dieser Sorte konsequent aus dem Weg.

Gelungene Weine der Traube charakterisieren sich durch eine relativ hohe Säure, frische Sauerkirschen und Beerenaromen in jungen Jahren, zu welchen sich neben möglichen Noten der Fassreifung, also Holz, Vanille und Toast, relativ bald auch vom Alter des Weins herrührende Aromen von Leder, Erde, Waldboden und Kaffee hinzugesellen. Daneben ist Pinot noir bekannt für eine äusserst geschmeidige Tannine. Alles in allem ergibt dies im besten Fall einen intensiven, eleganten und äusserst komplexen Wein, welcher keinen Vergleich mit anderen Topweinen scheuen muss.

Pinot noir weltweit und in der Schweiz

Weltweit gesehen ist die Sorte deutlich auf Wachstumskurs. Neben ihrer Heimat im Burgund werden immer mehr Reben in der Champagne, in Deutschland, Österreich, aber auch in Übersee, vor allem in den kühleren und höheren Anbaugebieten Chiles, den USA (Kalifornien und Oregon) sowie in Neuseeland bewirtschaftet.

In der Schweiz hingegen ist, wie bereits erwähnt, die Anbaufläche rückläufig – nicht aber die Qualität. Vor allem in der Deutschschweiz gibt es immer mehr Boutique-Weingüter, welche hervorragenden Pinot noir keltern und auch in puncto Preis/Leistung keinen Vergleich scheuen müssen. Doch auch in Waadtland produzieren federführende Güter wie Louis Bovard oder die Domaine de la Ville in Morges erstklassige Weine. Dies ist auch der weltweit einflussreichsten Weinpublikation «Robert Parker’s Wine Advocate» nicht verborgen geblieben, als sie unlängst mit dem Titel «Swiss Pinot Noir: Too good to be exported» auf die hiesige Qualität aufmerksam gemacht hatte.