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Die Herkunft des Chasselas
Charakteristiken der Traube
In seinem Artikel in Robert Parkers Wine Advocate braucht Stephan Reinhardt den Ausdruck „Schweizer Neutralität“. Es hört sich nicht sehr schmeichelhaft an, hat aber eine gewisse Berechtigung, denn verglichen mit einer sehr charakteristischen Traubensorte wie Sauvignon Blanc oder Muscat ist der Chasselas tatsächlich eher schwierig zu charakterisieren. Es muss allerdings angemerkt werden, dass die Traube die vorherrschenden Boden- und Klimaverhältnisse im Aroma des Weins ausdrücken kann und so zu Höchstleistungen fähig ist. Dies wussten Schweizer Winzer und Weinkonsumenten natürlich schon lange, was auch die zum Teil hohen Benotungen der Schweizer Weine im Wine Advocate erklärt.
Grundsätzlich können Chasselas-Weine aus den Regionen wie folgt charakterisiert werden:
Bonvillars und Neuenburgersee
Dank dem eher milden Klima in Seenähe und den leichten Böden sind die Weine fruchtig, leicht und filigran. Eine Spezialität dabei sind die Chasselas Non Filtré aus dem Kanton Neuenburg, die zusätzlich eine leichte Hefenote beinhalten.
Dazu passt …
«Chasselas aus besseren Lagen bieten meist ein intensives Aroma und können deshalb auch aromatischeren Gerichten wie reifem Weichkäse oder Fisch mit Saucen standhalten. Mit ihrem relativ geringen Säuregehalt und dem mittelschweren Körper sind Schweizer Chasselas prädestiniert für geschmolzenen Käse (Fondue und Raclette lassen grüssen), Spargeln sowie delikate Süsswasserfischspeisen.»
La Côte
Das grösste Herkunftsgebiet im Kanton Waadt erstreckt sich von Nyon bis nach Lausanne und beherbergt so klingende Namen wie Luins, Féchy, Vinzel oder Mont-sur-Rolle. Dabei spielen sowohl der Genfersee wie auch die Ausläufer des Juras eine wichtige Rolle für die Region, da so das Klima geschützt und temperiert wird. Die Weine aus der Nähe des Sees sind bekannt für ihre Leichtigkeit und ihren reifen Fruchtcharakter, während die höher gelegenen Rebberge bereits eine robustere Struktur und mehr Frische aufweisen.
Lavaux
Die Terrassen des Lavaux-Gebiets, die im 12. Jahrhundert von Mönchen für den Rebbau angelegt wurden und seit 2007 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören, bringen dank ihrer Topografie sehr intensive, florale und aus den besten Lagen (wie Dézaley, Calamin oder bestimmte Lagen in Epesses und St-Saphorin) extrem langlebige Weissweine hervor.
Chablais
Das sonnige, aber relativ kühle Klima des Chablais an der Grenze zum Wallis ist bekannt für seine robusten Chasselas, die sowohl eine präsente Säure wie auch eine spürbare Mineralität bieten. Diese Weine können, wie auch die Weine aus dem Lavaux, sehr langlebig sein und leicht zehn Jahre und mehr altern. Die bekanntesten Gebiete im Chablais sind Aigle und Yvorne.
Wallis
Das Wallis darf natürlich nicht vergessen werden. Der Fendant (wie der Chasselas im Wallis heisst) bringt aufgrund des warmen und trockenen Klimas des Kantons meistens opulente und körperbetonte sowie auch sehr reife und fruchtbetonte Weine hervor. Speziell die Reben rund um Sion und Saillon sind bekannt für ihre Chasselas.
Daneben werden Chasselas (oder Gutedel, wie die Traube in den meisten Deutschschweizer Kantonen heisst) auch im Kanton Genf, rund um den Bielersee sowie in der Deutschschweiz angebaut und sind immer wieder eine Entdeckung wert.